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Stadtmuseum Jena
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Stadtansicht Jenas von 1760

Auflösung der Preisfrage und Bekanntgabe der Gewinnerin

©JenaKultur/ Stadtmuseum Jena

Fast 40 Zuschriften von eifrigen Kupferstichdetektiven haben uns zu unserem Preisrätsel erreicht! Unter den 25 (beinahe) richtigen Einsendungen hat unsere Glücksfee die Gewinnerin gezogen. Über die Reproduktion eines kolorierten Kupferstichs mit einer Stadtansicht Jenas darf sich Annette Teichmann aus Jena freuen und erhält damit ein einmaliges Unikat, wenn auch kein Original! 

Wer kupferte von wem ab? | Auflösung unserer Preisfrage

©JenaKultur/ Stadtmuseum Jena

Wir hatten danach gefragt, von wem der kolorierte Kupferstich stammt und von wem der Bildautor abgekupfert hat. Hier folgt die versprochene Auflösung unseres kleinen Kupferkrimis inklusive eines verwirrenden Zirkelschlusses:

Hinter unserer Stadtansicht von 1760 verbirgt sich ein spannender Werdegang. Man könnte auch fragen, wer hat denn hier von wem abgekupfert? Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn alle handelnden Personen dieses kleinen Krimis sind Kupferstecher. Es beginnt mit Georg Christian (manchmal auch Christoph) Kilian (1709-1781): Er zeichnet verantwortlich für unsere Stadtansicht Jenas von 1760 (siehe Bild unten links). Doch stieg Kilian, der in Augsburg wirkte, jemals auf den Landgrafen, um einen Blick auf Jena in der Mitte des 18. Jahrhunderts zu werfen? Wohl kaum. Schickte er dann einen zeichnenden Helfer auf die Reise gen Norden? Auch nicht. Er griff zurück auf einen bereits über einhundert Jahre alten Kupferstich der Stadt, den Matthäus Merian d.Ä. (1593-1650) um 1650 veröffentlichte. Gestochen wurden die Ansichten im Band „Obersachsen“ in Merians Topographie vorwiegend von dessen Sohn Caspar (1627-1686). Ob Caspar Merian die Reise nach Jena unternommen hatte oder einen ortskundigen und zeichnenden Helfer hatte, lässt sich heute leider nicht mehr sagen. Sicher ist jedoch, dass der Merianische Stich einige Jenaer Besonderheiten erstmalig präzise abbildete: darunter das in der Nordecke der Stadt 1620 errichtete und bereits 1659 wieder abgetragene Residenzhaus des Schlosses. Dahinter das Kornhaus mit den sechs alten Wehrtürmen, ebenso das Saaltor in der gleichen Gestalt wie das Johannistor; sowie vor dem Schloss die Linde, von der Stadtchronist Adrian Beier berichtet, dass unter ihr sowohl Tänze als auch Teile offizieller Leichenbegängnisse abgehalten wurden. Endet hier die Geschichte des Abkupferns? Ist es so einfach: Georg Chr. Kilian hat also bei Merian abgekupfert, ein bisschen was ergänzt und fertig war die Stadtansicht? Nicht ganz. Denn Merians Ansicht, liegt eine um etwa zwanzig Jahre ältere Stadtansicht zu Grunde, die auf dem Titelblatt des 1629 in Jena erschienenen Werks Wolfgang Heiders „Philosophia moralis systema“ als Signet des Jenaer Druckers Johann Reifenberger zu sehen ist. Es ist die erste Stadtansicht, die wie die späteren von Merian und Kilian, Jena vom Landgrafen aus betrachtet abbildet. Und aus wessen Kupferstecherei stammt diese frühere Ansicht von 1629 nun? Aus der Kilians! Das kann nicht sein? Der kam über 100 Jahre nach Merian? Kann doch sein! Denn bei diesem Kilian es handelt sich um den Augsburger Kupferstecher Wolfgang Kilian (1581-1662), den Ururgroßvater des Georg Chr. Kilian. Kilian kupferte also von Merian ab und der kupferte von Kilian ab: Am Ende blieb also alles in der Familie.

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